Colipi: Brasilien bietet sich für eine Skalierung unserer Produktion an
Das deutsche Startup Colipi beendete am 21. November 2023 seine Roadshow in Brasilien, als Teil der Auszeichnung, die es für den Gewinn der “Resilient Society”-Challenge des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses (DWIH) São Paulo im Startups Connected Programm – einer Initiative der Deutsch-Brasilianischen Industrie- und Handelskammer São Paulo (AHK São Paulo) – erhalten hat. Zwei Vertreter des Unternehmens – Jonas Heuer und Jan Herzog – waren im Land und hatten die Gelegenheit, sich über Initiativen im Zusammenhang mit den Projekten des Startups zu informieren, Kontakte zu knüpfen und mit Geschäftsperspektiven abzureisen.
Am 14. November erhielten die beiden offiziell die Trophäe für den Gewinn des Wettbewerbs aus den Händen des Geschäftsführers des DWIH São Paulo, Marcio Weichert, und der Leiterin für öffentliche und institutionelle Beziehungen von agitsUnifesp und Mitglied der Jury, die sich für das Projekt von Colipi entschieden hat, Sylvia Maria Affonso. Die Preisverleihung fand im Rahmen des 11. deutsch-brasilianischen Kongresses für Innovation und Nachhaltigkeit statt.
Die von Colipi – einer Ausgründung der Technischen Universität Hamburg (TUHH) – vorgestellte Lösung besteht in der Produktion von Biomasse und anderen wertvollen Bestandteilen aus einem Gasfermentationsprozess, der die Fähigkeit von wasserstoffoxidierenden Bakterien (so genannten Knallgasbakterien) nutzt, Kohlendioxid abzuscheiden.
Als Gewinner hat Colipi das Anrecht, zusätzlich zur Roadshow von einem Beschleunigungsplan der AHK São Paulo zu profitieren, der Folgendes umfasst: Durchführung von Marktforschungen, Unterstützung bei der Entwicklung eines Pilotprojekts (persönliche oder Remote-Meetings), Nutzung des Coworking Space der Kammer in São Paulo für bis zu sechs Monate, Mitgliedschaft in der AHK São Paulo, Vermittlung von Kontakten und eine von der Institution organisierte maßgeschneiderte Veranstaltung.
Im Folgenden lesen Sie ein Interview mit Heuer, in dem er über die Besuche und die Zukunftsaussichten berichtet. Ihm zufolge verfügt Colipi nun über ein Netzwerk in Brasilien, auf das es zurückgreifen kann, und das Land bietet “eine Gelegenheit für uns, unsere Produktion zu erweitern”.
Wie bewerten Sie die Besuche in Brasilien? Wie können sie Colipi unterstützen?
Wir bewerten die Besuche in Brasilien als sehr positiv. Besonders hat uns die Mischung gefallen, von Startup bis Großkonzern und von Universität bis privates Forschungsinstitut war alles dabei. Dementsprechend vielfältig ist auch die Erkenntnis: wie einfach oder schwer ist es in Brasilien geschäftlich tätig zu werden? Welche Fördermöglichkeiten gibt es? Wo gibt es schon Forschungscluster, die zu uns passen? Hinsichtlich all dieser Fragen sind wir schlauer geworden und haben nun ein Netzwerk, auf das wir zurückgreifen können.
Welcher Besuch erscheinen Sie am vielversprechendsten?
Das lässt sich nicht auf einen Besuch reduzieren. Zum Beispiel freue ich mich auf den weiteren Kontakt mit Geo Biotech, hinsichtlich Geschäftsmodell und Finanzierung können sie ein Vorbild für uns sein. Vor allem gibt es aber technisch ganz klare Synergien. Der Besuch bei Natura wiederum war beeindruckend, da Natura, genau wie wir, eine konsequente Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt.
Als Wissenschaftler habe ich mich über die Besuche bei CNPEM und ISI gefreut. Die Ausstattung der Labore ist wirklich beeindruckend, nun gilt es die Eindrücke zu verarbeiten und mögliche Projekte zu evaluieren.
Was sind die geschäftlichen Perspektiven für Colipi nach dem Besuch in Brasilien?
In der Biotechnologie dauert die Industrialisierung eines neuen Prozesses mehrere Jahre. Daher kann durchaus Geduld gefragt sein. Deswegen ist es aber umso wichtiger, die nächsten Schritte genau zu planen. Brasilien bietet sich aufgrund der vorhandenen Infrastruktur und nachhaltig orientierten Konsumenten für eine Skalierung unserer Produktion an. Ich bin jedenfalls zuversichtlich.
Wie wichtig ist der Startups Connected-Preis für Colipi?
Wir freuen uns sehr über den Preis! Zum einen, weil wir uns darin bestätigt sehen, die großen Probleme unserer Zeit anzupacken, auch, wenn wir uns sicherlich ein dickes Brett ausgesucht haben. Zum anderen, weil es hauptsächlich keine Auszeichnung für etwas erreichtes ist, sondern viel mehr die Chance, eine gute Idee auf neuen Wegen noch besser zu entwickeln.
Text: Rafael Targino