Projekt zur Nutzung von Magnetismus zum Kühlen und Heizen gewinnt Falling Walls Lab Brazil 2024

© Claudio ebson da Silva Santos

Der Gewinner des diesjährigen Falling Walls Lab Brazil-Wettbewerbs, der am 27. September in Recife stattgefunden hat, ist das MagChill-Projekt, das Kühlen und Heizen in Klimaanlagen und ähnlichen Geräten mithilfe von Magnetismus ermöglicht. Präsentiert wurde die Idee von Guilherme Fidelis Peixer von der Bundesuniversität Santa Catarina (UFSC), der das Projekt der internationalen Jury im November zum weltweiten Finale des Wettbewerbs in Berlin vorstellen wird.

Der zweite und dritte Platz gingen jeweils an Caio Costa Quintana mit der Initiative Sign Link und Maria Eduarda Tavares, die beide ebenfalls zum Finale in die deutsche Hauptstadt reisen werden. In diesem Jahr führte das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) São Paulo die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der in der Hauptstadt des Bundesstaates Pernambuco ansässigen CESAR School, einer Hochschule mit technischem Profil, sowie dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und dem Auswärtigen Amt durch.

Laut Marcio Weichert, Leiter der Programmarbeit des DWIH São Paulo, der die Diskussionen der Jury in der Entscheidungsfindung verfolgte, ging es dabei sehr objektiv zu. „Es gab mehr Projekte mit Gewinnerpotenzial als zu vergebende Preise. Gelobt wurde außerdem die überdurchschnittlich hohe Qualität der Kandidatinnen und Kandidaten“, bekräftigte er.

Die Preisverleihung der nationalen Etappe des Falling Walls Lab Brazil 2024 ist in voller Länge bei YouTube verfügbar.

Magnetismus

Das Gewinnerprojekt adressiert ein oft vernachlässigtes Problem in den Diskussionen zum Klimawandel: die Klimaanlagen. Diese und ähnliche Geräte zum Heizen und Kühlen sind für 17% des globalen Stromverbrauchs und für 7,8% des Kohlenstoffausstoßes verantwortlich. Darüber hinaus werden für Kühlung und Heizung Flüssigkeiten verwendet, die noch umweltschädlicher sind als Kohlendioxid. Bis zum Jahr 2050 wird mit einem verdreifachten Bedarf an Klimaanlagen gerechnet.

MagChill sieht den Einsatz von Magnetismus zum hocheffizienten Kühlen und Heizen vor, wodurch die Verwendung solcher Flüssigkeiten und damit verbundene mögliche Risiken des Austretens vermieden werden. Dadurch verringert sich auch der Energieverbrauch erheblich und die Bestandteile sind recyclingfähig. Das System wurde mithilfe von künstlicher Intelligenz entwickelt und wird auch dadurch gesteuert und soll in großem Umfang nutzbar gemacht werden.

„Ich möchte mich für diese Chance, die uns und der UFSC, wo ich meine Forschung im POLO-Labor durchführe, geboten wurde, bedanken. Ich nehme diese Auszeichnung stellvertretend für viele andere Beteiligte an und sage im Namen des ganzen Teams Danke. Veranstaltungen wie der Falling Walls-Wettbewerb sind sehr wichtig, damit solche hervorragenden Projekte wie die hier vorgestellten mehr Sichtbarkeit und Unterstützung bekommen“, führte Peixer aus.

Zweiter und dritter Platz

Eine App zur Integration von Gehörlosen belegte den zweiten Platz: Das von Caio Quintana Barbosa präsentierte Projekt namens Sign Link funktioniert mittels Technologien zum vereinfachten Lernen von Gebärdensprache weltweit und verwendet kooperative Mechanismen wie zum Beispiel ein kollektiv erarbeitetes Wörterbuch. Die Anwendung ermöglicht außerdem das Messen der jeweiligen Sprachkompetenz, den Erwerb von Zertifikaten für den Hochschulzugang sowie die Nutzung von Lernmaterialien.

„Ich hoffe, dass wir damit die Barrieren in der Gebärdensprache überwinden können, damit Hörgeschädigte in Deutschland und überall auf der Welt kommunizieren, Innovationen schaffen und Forschung betreiben können“, so Quintana, der ebenfalls dem gesamten Team und seinem Geschäftspartner bei Sign Link für den zweiten Platz dankte.

Die Drittplatzierte und ebenfalls Gewinnerin des Publikumspreises, Maria Eduarda Tavares von der Bundesuniversität Rio Grande do Sul, schlug eine neue Herangehensweise für Studien und Untersuchungen zum Thema Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) vor. Die Kombination von bildgebenden neurologischen Scans mit genetischen Daten zur Erforschung der mit ADHS verbundenen biologischen Mechanismen soll individuellere Behandlungsmethoden ermöglichen, die auf den jeweiligen Bedarf der Patienten abgestimmt sind.

„Diese Veranstaltung ist großartig, vielfältig, hochinteressant und äußerst wichtig. Im Bereich Wissenschaft und Innovation in Brasilien zu arbeiten ist keine leichte Aufgabe und es sind immer mehrere Personen beteiligt. Dieser Preis gebührt daher nicht nur mir, sondern meiner ganzen Forschungsgruppe“, betonte Tavares.

Jury und weitere Projekte

Die Jury der diesjährigen Falling Walls Lab Brazil-Veranstaltung bestand aus Anamaria Nascimento, Leiterin der Kommunikationsabteilung der Anwaltskanzlei Da Fonte Advogados und Journalistin mit langjähriger Erfahrung in der Presselandschaft in Pernambuco; Fernando Hallwass, ordentlicher Professor am Fachbereich Chemie an der Bundesuniversität Pernambuco (UFPE); Fernando Buarque, Humboldtianer sowie Leiter für KI und Professor an der Universität Pernambuco (UPE); Isabelle Lemos, Gründerin und Geschäftsführerin des Startups D.ia.nteira mit Schwerpunkt auf KI-basierten Anwendungen für Unternehmen; Maria do Carmo Sobral, ordentliche Professorin am Fachbereich für Bauwesen und Umwelttechnik der UFPE; Rafael Melo, erfahrener Wissenschaftler und Koordinator der Postgraduierungsprogramme der CESAR School sowie Paulo Sales, Vorstandsvorsitzender der Unternehmensgruppe Rede Moura.

Insgesamt wurden 74 Projekte bewertet und 15 davon für das brasilianische Finale in Recife ausgewählt. Neben den drei ausgezeichneten Initiativen wurden noch folgende weitere Ideen im Rahmen des Falling Walls Lab Brazil 2024 vorgestellt: die Nutzung von Garnelenschalen zur Produktion von grünem Wasserstoff (Santino de Melo, UFC); die Entwicklung von genaktivierenden Biomaterialien zur Anwendung bei anhaltenden Verletzungen wie beispielsweise bei Diabetes (Bruna Carvalho, Unicamp); die Nutzung synthetischer Diamanten zur Wiederherstellung und zum Recycling von Solaranlagen (Maria Claudia Botan, USP); eine spielerische App zum Anregen gesundheitsfördernder Aktivitäten und gesellschaftlicher Teilhabe (Igor Lins, EMPREL Recife); die Herstellung von Gegenständen mittels 3D-und Laser-Druckern zum vereinfachten Unterrichten von Zellbiologie bei Sehbehinderten (Bianka da Silva Rauber, UFRGS); die Nutzung von Abraum zur Herstellung von Ziegeln (Hélio Silva, IPOG Goiânia); Stromerzeugung mit radioaktivem Abfall aus Kernkraftwerken (Uysha de Souza Fonda, Unicamp); ein Spiel in virtueller Realität, das die Nutzer in angreifbare Situationen bringt und dadurch für Vorurteile und Diskriminierung sensibilisieren soll (Fabiana Raulino da Silva, PUC São Paulo); eine neue Zusammensetzung von Substanzen, um Resistenzen von Parasiten gegen Malariamedikamente in Afrika zu umgehen (Samuel Uzondu, UFABC); der Einsatz von Makrophyten zur Herstellung von grünem Wasserstoff (Hiran Catuninho Azevedo, Agência Sergipe de Desenvolvimento); die Nutzung von mit Solarenergie betriebenen Tablets von Schülerinnen und Schülern/Studierenden in ländlichen Regionen Brasiliens (Maria Eduarda Oliveira, Unicamp).

 

Text: Rafael Targino

Übersetzung: Maxi Neidhardt

Veröffentlichungsdatum: 30.09.2024