Neuer Referent der Max-Planck-Gesellschaft für Lateinamerika bekräftigt Bestrebungen zum Ausbau der Kooperationen mit Brasilien 

Der neue Referent für Lateinamerika der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (MPG), Dr. Tobias Renghart, reiste im Dezember 2024 in die Region und führte in Kolumbien, Chile, Argentinien, Uruguay und Brasilien Gespräche mit Kooperationspartnern und Vertreterinnen und Vertretern wissenschaftlicher Einrichtungen. 

In Brasilien besuchte Renghart am 19. Dezember das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) São Paulo, um mehr über die Möglichkeiten zu erfahren, die die Institution zur Ausweitung der Zusammenarbeit mit Brasilien bietet. Renghart betonte, dass die MPG eine Intensivierung der Kooperationen mit dem Land beabsichtigt und dem DWIH São Paulo im Rahmen dieser Bestrebungen eine Schlüsselrolle zukommt.  

Im folgenden E-Mail-Interview mit dem DWIH São Paulo spricht er über seine Reise und die Pläne zur Stärkung der Aktivitäten mit Lateinamerika. 

 

Welche Bilanz ziehen Sie von Ihrer Reise durch Lateinamerika?
 

Vom 9.-23. Dezember 2024 bin ich im Rahmen meiner neuen Position als Referent der Max-Planck-Gesellschaft für Lateinamerika durch fünf Länder (Kolumbien, Chile, Argentinien, Uruguay und Brasilien) gereist und habe dabei wichtige KooperationspartnerInnen, Forschungseinrichtungen und LeiterInnen von Partner- und Tandemgruppen der MPG getroffen. Diese Gespräche haben außerordentlich wichtige Einsichten und Ergebnisse erbracht, die mir nun vor allem dabei helfen, die Strategie für die Zusammenarbeit der MPG mit Lateinamerika weiterzuentwickeln.

Ziel der Reise war es zum einen, durch persönliche Gespräche, neue Kontakte zu knüpfen, bestehende Kontakte zu stärken sowie etablierte und mögliche neue Kollaborationsinstrumente zu diskutieren. Auch in Zeiten der digitalen Vernetzung ist der persönliche Austausch nicht zu ersetzen, um intensiv über Vernetzungsmöglichkeiten zu sprechen. Ich war sehr beeindruckt von dem Vertrauen, das meine GesprächspartnerInnen mir als “Neuling” in der MPG entgegen gebracht haben.

Zum anderen diente die Reise als ein Signal an die PartnerInnen vor Ort, dass die MPG unverändert an starken Beziehungen zu Lateinamerika interessiert ist. Nachdem das Liaison Office in Buenos Aires 2022 geschlossen wurde und die Region Lateinamerika von mir nun von München aus betreut wird, wollte ich die Situation den Ansprechpartnern vor Ort erklären und zugleich über neue Projekte sprechen. Mit den ForschungsgruppenleiterInnen in Kolumbien und Uruguay ging es beispielsweise um Zukunftsperspektiven für die Gruppen, mit Einrichtungen in Brasilien und Chile habe ich über zukunftsträchtige gemeinsame Ausschreibungen für Forschungsprojekte gesprochen und in Argentinien war zentrales Thema die Fortführung der historisch engen Beziehungen in ökonomisch und politisch turbulenten Zeiten.

Mit welchen Institutionen hat die MPG Kooperationsabkommen in Brasilien und welche Pläne gibt es für die Stärkung solcher Initiativen?

Die internationalen Forschungsprojekte der Max-Planck-Gesellschaft und ihrer Institute sind geprägt durch direkten persönlichen Austausch der WissenschaftlerIinnen. Die MPG erfreut sich einer hohen Zahl an brasilianischen Gast- und NachwuchswissenschaftlerInnen, zudem bestehen zahlreiche Forschungsprojekte zwischen brasilianischen Forschungseinrichtungen und den Max-Planck-Institute (MPI). Darüber hinaus sind derzeit drei Partnergruppen in Zusammenarbeit mit verschiedenen MPIs in Brasilien aktiv. Des Weiteren wurden in der Vergangenheit sehr erfolgreich unabhängige Tandem-Gruppen in Zusammenarbeit mit der FAPESP in Sao Paulo gegründet. Derzeit sind mehrere solcher Forschungsgruppen in der Region aktiv. Schließlich ist die MPG neben anderen Forschungseinrichtungen seit Jahren Partner beim ATTO-Projekt im Amazonasgebiet. 

Brasilien ist aufgrund seiner Leistungsfähigkeit in der Forschung traditionell ein wichtiger Partner in der Region. Die MPG will die bestehenden Beziehungen in der Zukunft intensivieren. Neben den Projekten mit der FAPESP ist die Verbindung mit anderen regionalen und nationalen Fördereinrichtungen geplant. Zudem sollen die institutionellen Kooperationen mit den Universitäten des Landes ausgebaut und durch Rahmenabkommen gemeinsame Forschungsprojekte erleichtert werden. Gute bestehende Kontakte, beispielsweise mit der Universität São Paulo (USP) und Staatlichen Universität Campinas Unicamp, sollen etwa durch die Einbindung neuer KooperationspartnerInnen ergänzt und gestärkt werden.

Wo sehen Sie neue Kooperationsmöglichkeiten in Brasilien und auf dem Kontinent?

Die Länder Lateinamerikas sind ideale Partner für Forschungskooperationen. Mit ihren natürlichen Gegebenheiten bietet die Region ausgezeichnete Bedingungen in zentralen Wissenschaftsbereichen unserer Zeit – man denke nur an die Schlagwörter Biodiversität oder Klimawandel. Außerdem stellen die Länder Lateinamerikas traditionell eine Vielzahl von gut ausgebildeten, enorm engagierten wissenschaftlichen Nachwuchskräften. Für die MPG stellt dies ein großes Potenzial für Austauschprojekte zum beiderseitigen Nutzen dar. Trotz vielfältiger vorhandener fruchtbarer Zusammenarbeit kann hier noch mehr getan werden: Daher sollten beispielsweise Studienreisen und -aufenthalte brasilianischer und anderer lateinamerikanischer Forschender erleichtert werden. Bestehende Forschungskooperationen könnten langfristiger und vor allem breiter aufgestellt werden. Großflächige Projekte unter Einbezug mehrerer brasilianischer Forschungseinrichtungen und MPIs könnten ein Ziel unserer Strategie sein. Neben der intensiven Pflege unserer bestehenden Kontakte in wissenschaftlichen “Hotspots” wie Buenos Aires und Sao Paulo könnten die KooperationspartnerInnen breiter und regional diversifiziert werden. Dabei könnte die MPG erwägen, den Kontakt zu anderen wissenschaftlichen Organisationen und Einrichtungen Deutschlands zu suchen, um  gemeinsame Instrumente zum Austausch zu entwickeln. Zudem soll die Vernetzung unserer Forschungskontakte durch regelmäßige Austauschformate deutlich verbessert werden – in Brasilien und darüber hinaus.

Die MPG ist assoziierte Unterstützerin des DWIH São Paulo. Welche Bedeutung hat diese Kooperation für die Internationalisierungsstrategie der Gesellschaft?

Das DWIH ist mit seinem unermüdlichen Einsatz für Wissenschaftskooperation und seinen zahlreichen Kontakten in Brasilien von unschätzbarem Wert. Die Informationsarbeit des Hauses hält die MPG über neue Entwicklungen in Brasilien, Kooperationsmöglichkeiten und Netzwerkarbeit auf dem Laufenden. Für die Arbeit in Sao Paulo, aber auch in ganz Brasilien, ist das DWIH erster und zentraler Ankerpunkt bei der Suche nach neuen Austauschmöglichkeiten. Die MPG plant, in Zukunft noch enger mit dem DWIH zusammenzuarbeiten, vor allem, um die Programme der Gesellschaft für brasilianische Forscherinnen und Forscher sichtbarer zu machen und neue Instrumente der Wissenschaftszusammenarbeit in Kollaboration mit anderen deutschen Organisationen und Einrichtungen zu entwickeln.  

  

Autor: Rafael Targino