Medizin 4.0: Ein Geschenk für die Medizin im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz
Die Medizin wird sich aufgrund der Implementierung neuer digitaler Technologien, insbesondere auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, grundlegend verändern.
Diese neue Phase wird dazu beitragen, dass die Medizin nicht nur bei der Vorsorge, Überwachung und Heilung von Krankheiten, sondern auch im Verwaltungsbereich auf neue Anwendungsmöglichkeiten zurückgreifen kann. Medizin 4.0 macht somit alle mit ihr verbundenen Bereiche leistungsfähiger und effizienter, was am Ende den Patienten zugute kommt.
Das Thema stand im Mittelpunkt des Workshops „Artificial Intelligence for Neurology and Anesthesia Applications”, der Ende März gemeinsam vom Klinikum-Hospital der Universität São Paulo (USP) und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) mit der Unterstützung des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses São Paulo (DWIH São Paulo) in der brasilianischen Metropole veranstaltet wurde. Spezialisten aus Brasilien und Deutschland diskutierten über die wichtigsten Tendenzen bei der Anwendung von Künstlicher Intelligenz im Anästhesie- und Neurologiebereich.
In einem Interview äußerten sich Teilnehmer des Workshops über die wichtigsten mit dieser neuen Realität verbundenen Aspekte und Herausforderungen.
Medizin im Umbruch, angepasste Behandlungsformen und Erfolgsbeispiele
Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die künstliche Intelligenz in der Medizin?
Die Medizin befindet sich in einer Umbruchsphase. Um die Qualität der medizinischen Versorgung zu verbessern und zu personalisieren, ist es dringend notwendig, nutzbare Technologien wie die Künstliche Intelligenz frühzeitig zu identifizieren und in die Patientenversorgung zu implementieren. Die seit einigen Jahren begonnene Digitalisierung des medizinischen Sektors wird nun großflächig umgesetzt. Dieser Prozess wird im Medizinbereich zweifellos immer mehr an Bedeutung gewinnen. Diese Technologie hilft, ausreichend standardisierte Muster und Abläufe in den Bereichen Administration, Diagnostik und Therapie skalierbar zu identifizieren beziehungsweise umzusetzen.
Medizin 4.0: Erfolgsbeispiele
Künstliche Intelligenz wird bereits erfolgreich eingesetzt, z.B. in der 3-D Mustererkennung bei der Identifikation und Messung pathologischer Gewebestrukturen in der Radiologie, Histologie oder Augenheilkunde. Außerdem wird sie bei der Erkennung und beim Monitoring von Herzinsuffizienz in der Kardiologie eingesetzt. Im therapeutischen Bereich führen die Robotik in der Chirurgie oder Urologie sowie die Generierung intelligenter Werkzeuge im intensivtherapeutischen Bereich die Liste möglicher Einsätze an. Andere Beispiele sind die automatisierte Arztbrieferstellung oder die Generierung von Leistungszahlen medizinischer Versorgung. Zukünftig wird sich der Einsatz von Künstlicher Intelligenz auf alle Bereiche medizinischer Versorgung ausdehnen, die eine ausreichende Standardisierung zulassen.
Was können der Medizinbereich bzw. die Patienten von dieser neuen Realität erwarten? Welche Herausforderungen stellen sich?Der Medizinbereich kann eine Vielfalt an diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten gewinnen, während die Patienten eine auf ihre persönlichen Bedürfnisse angepasste medizinische Versorgung erwarten können. Aber eines müssen wir klarstellen: wir werden den Nutzen und die Grenzen dieser Technologie erst einmal erlernen bzw. erfahren müssen.
Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus dem internationalen Workshop „Artificial Intelligence for Neurology and Anesthesia Applications”.
Der intensive Dialog zwischen den Beteiligten zeigte neue Einsatzmöglichkeiten in der Erkennung von pathologischen Gewebestrukturen in der Magnetresonanztomographie und der Identifikation von Bewegungsstörungen bei Patienten mit degenerativen Erkrankungen des Zentralnervensystems auf. Weiterhin wurden aktuelle Entwicklungen und Zukunftsperspektiven der automatisierten anästhesiologischen Arzneimitteltherapie als Beitrag zur Verbesserung der personalisierten Medizin vorgestellt. Die Gespräche ermöglichten auch die Vorstellung bilateraler Entwicklungsprojekte in diesen Bereichen.
Offene Türen: neue Gelegenheiten und Geschäftsmodelle
Künstliche Intelligenz in der Medizin:
Die Künstliche Intelligenz eröffnet uns unzählige Möglichkeiten, von der Identifizierung von Risikogruppen über Krankheitsprognosen, Diagnostik- und Behandlungshilfen bis zur Betreuung der Patienten. Sie kann aber auch im Hinblick auf Abläufe nützlich sein: bei der Überwachung von Prozessen, bei der Optimierung der Ressourcen sowie bei der Reduzierung oder sogar Eliminierung von Vergeudungsfällen. Sie wird sich zum großen Verbündeten beim Management des öffentlichen Gesundheitswesens entwickeln. Wir stehen vor einer Realität, die einerseits große Erwartungen, aber andererseits auch viele Herausforderungen mit sich bringt. Die Künstliche Intelligenz zeigt neue Horizonte für Mediziner und Patienten auf und unterstützt bereits eingeleitete und notwendige Umwandlungen im Gesundheitssektor.
Was können sich der Medizinbereich bzw. die Patienten von dieser neuen Realität erhoffen? Welche Herausforderungen stellen sich?Am wichtigsten ist, dass der Fortschritt wirklich die Patienten erreicht. Letzten Endes sind alle Bemühungen wertlos, wenn sie dem Bürger nicht zugute kommen. Was die Herausforderungen betrifft: in einer Welt im Umbruch, der sich immer schneller vollzieht, müssen wir immer sehr aufmerksam sein und als Pioniere der Innovation handeln.
Medizin 4.0: Geschäftsmodelle
Siemens Healthineers besitzt ein umfassendes Portfolio für In-vivo- und In-vitro-Diagnostik für Lösungen im Therapiebereich. Die Technologie erzeugt über Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle große Werte für die Gesundheit, weil sie Ergebnisse verbessert und Kosten reduziert.
Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus dem internationalen Workshop „Artificial Intelligence for Neurology and Anesthesia Applications”.
Veranstaltungen dieser Art sind von großer Bedeutung für das Wachstum der Wissenschaft in unserem Land mit direkten Auswirkungen auf die klinische und funktionelle Qualität. Außerdem leisten sie einen Beitrag zur Verbesserung des Gesundheitssystems. Wir haben aktiv an der Organisation dieses Workshops teilgenommen, aus dem verschiedene Arbeitsgruppen entstanden sind. Dabei haben sich fünf Arbeitsfronten herauskristallisiert: Anästhesie mit dem Schwerpunkt auf Automatisierung; Interventionsradiologie; Künstliche Intelligenz und ihre Anwendung in der Radiologie; degenerative Nervenerkrankungen sowie Anwendungen im klinischen und im organisatorischen Bereich.
Die Wissenschaft und ihr Augenmerk auf die Künstliche Intelligenz
Welche Rolle spielt die künstliche Intelligenz in der Medizin?
Die künstliche Intelligenz wird unsere heutigen Arbeitsmethoden verändern. Das heißt, sie wird sich zu einem nützlichen Werkzeug für Ärzte und für die Gesundheit im Allgemeinen entwickeln, indem sie präzisere und produktivere Lösungen anbietet. Wir können feststellen, dass die Künstliche Intelligenz die Diskussionen in der Wissenschaft weitgehend beherrscht und durch ihre unzähligen Anwendungsmöglichkeiten Auswirkungen in allen Bereichen mit sich bringt.
Was können der Medizinbereich bzw. die Patienten von dieser neuen Realität erwarten? Welche Herausforderungen stellen sich?Wir stehen vor einer Revolution, sowohl im Hinblick auf die Behandlung von Patienten, als auch im Lehr- und Forschungsbereich. Die Studenten müssen mit den Veränderungen in ihrem zukünftigen Beruf und die Patienten mit den Vorteilen dieser neuen Technologie vertraut gemacht werden. Die große Herausforderung liegt darin, die sich schnell vollziehenden Veränderungen im digitalen Zeitalter zu erkennen, denn wer darauf nicht vorbereitet ist, gerät ins Abseits.
Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus dem internationalen Workshop „Artificial Intelligence for Neurology and Anesthesia Applications”.
Der Workshop hat das enorme Potenzial der Anwendung von Künstlicher Intelligenz im Neurologie- und Anästhesiebereich aufgezeigt. Beide Fachgebiete werden direkten Nutzen ziehen können, und die Spezialisten sind angehalten, die Neuentwicklungen für eine effiziente Arbeitsweise heranzuziehen. Außerdem waren der Erfahrungsaustausch, das Kennenlernen von Neuigkeiten, die in anderen Institutionen entwickelt wurden sowie die Stimulierung junger Wissenschaftler für Interaktionen und neue Kontakte von großer Bedeutung für die Erweiterung des Kenntnisstands.
von Ana Paula Katz Calegari