Wie können wir eine umweltfreundlichere Wirtschaft entwickeln?
Während des Deutsch-Brasilianischen Innovationskongresses wurde das Konzept der Kreislaufwirtschaft vorgestellt – mit positiven Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit des Planeten
Per Uber eine Fahrgelegenheit bestellen, über Airbnb ein Haus mieten und bei Enjoei ein gebrauchtes Möbelstück kaufen. All diese Maßnahmen sind Teil dessen, was Fachleute Kreislaufwirtschaft nennen, ein Konzept, das darauf beruht, Materialien und Energie zu reduzieren, wiederzuverwenden, zurückzugewinnen und zu recyceln. Das Wesen dieser Idee besteht darin, sauberere und ökologischere Prozesse zu fördern und sich gleichzeitig von der Logik des Konsumverhaltens zu verabschieden.
Auf dem Deutsch-Brasilianischen Innovationskongress sagte Magnus Fröhling, Professor für Kreislaufwirtschaft an der Technischen Universität München (TUM): „Der Hauptbeitrag dieses Modells besteht darin, zur nachhaltigen Entwicklung von Waren und Dienstleistungen beizutragen”.
Der deutsche Wissenschaftler wurde vom Mitveranstalter DWIH São Paulo eingeladen, an der Podiumsdiskussion „Kreislaufwirtschaft: Innovative Lösungen, um den Kreislauf zu schließen” teilzunehmen. Rafael Selvaggio Viñas, Manager für angewandte Nachhaltigkeit bei BASF Lateinamerika und Guilherme Brammer Jr., Gründer von Boomera, einem Unternehmen, das Abfall in neue Produkte verwandelt, nahmen ebenfalls an dieser Debatte teil, die am 24. September um 15:25 Uhr unter der Leitung des Präsidenten von Bosch Lateinamerika, Besaliel Botelho, stattfand.
UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs)
Aber wie trägt die Kreislaufwirtschaft tatsächlich zu einem umweltfreundlicheren Planeten bei? Fröhling erklärt, dass sich dieses Modells auf das Recycling und die Wiederverwendung von vorhandenem Material sowie auf die Nutzung sauberer Energien stützt. „Dadurch beobachten wir positive Auswirkungen auf das Klima und eine verantwortungsvollere Vision von Verbrauch und Produktion”, betont der Professor. Nach Ansicht des Wissenschaftlers trägt die Kreislaufwirtschaft auch zum Erreichen anderer UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs) bei, die über die Nachhaltigkeitsagenda hinausgehen, nämlich zur Verringerung von Armut und Hunger, zur Förderung von Bildung bis hin zur Verringerung der Kluft zwischen Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt.
Der Wissenschaftler der Technischen Universität München betonte auch, dass dieses Wirtschaftsmodell zu verschiedenen Geschäftsformen passt. Beispielsweise arbeitet eine App, die eine Verbindung zwischen Hauseigentümern und Mietinteressenten herstellt, mit dem Konzept der Kreislaufwirtschaft, da sie die gemeinsame Nutzung eines Gutes und nicht dessen Kauf fördert. Dasselbe geschieht mit Industriebetrieben, die bei der Herstellung von Produkten anfallende Materialien wiederverwenden oder im Produktionsprozess saubere Energie einsetzen.
„Die Kreislaufwirtschaft ist allerdings nicht in der Lage, alle Probleme zu lösen. In vielen Regionen Europas, vor allem in den unterentwickelten Volkswirtschaften, haben wir bereits vor der Coronavirus-Krise beobachtet, dass die durch Recycling erzeugte Abfallmenge nicht ausreicht, um den Bedarf der Industrie zu decken”, bemerkte Fröhling. Der Wissenschaftler stellte klar, dass wir selbst in einer 100%igen Kreislaufwirtschaft immer noch Rohstoffe zu unserer Bedarfsdeckung importieren müssten.
Es sei in jedem Fall zu begrüßen, so der Experte, dass die globalen Volkswirtschaften die Kreislaufwirtschaft fördern, indem sie eine Gesetzgebung schaffen, welche die Nachfrage einbezieht. In Deutschland sei die Schaffung von diesbezüglichen Gesetzen bei der Verbreitung und Anwendung der Konzepte dieses Wirtschaftsmodells bei Geschäften sehr nützlich gewesen, so Fröhling.
Der Kongress wurde von der Deutsch-Brasilianischen Handelskammer São Paulo (AHK São Paulo) in Zusammenarbeit mit dem DWIH São Paulo organisiert.