Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Industrie fördert Innovation durch Vielfalt
Anne-Sophie Kopytynski, Direktorin des AWARE-Zentrums, betont die Bedeutung vielfältiger und vielseitiger Teams, um Innovationen auf der Basis von Universitätsprojekten voranzutreiben
Am zweiten Tag des diesjährigen Deutsch-Brasilianischen Innovationskongresses nahm die vom DWIH São Paulo eingeladener Anne-Sophie Kopytynski von der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) an der Podiumsdiskussion Human Driven Innovation teil und brachte eine akademische Perspektive über Inklusion und Vielfalt ein, die sich ihrer Aussage zufolge über die Bildung interdisziplinärer und sektorübergreifender Teams ergibt.
Nach einer kurzen Einführung in den Universitätskontext, der die Ziele der Hochschule – Internationalisierung der Universität und Entwicklung zu einem Innovationsmotor – einschloss, ging die Leiterin des AWARE-Zentrums auf die Bildung internationaler Netzwerke und die Zusammenarbeit mit der Industrie ein. Dies seien zwei Aspekte, die gemeinsam innovative Ökosysteme sowohl an Universitäten als auch in der Industrie ermöglichen würden.
In diesem Zusammenhang stellte Kopytynski die Partnerschaft zwischen der THI, brasilianischen Universitäten und Forschungsinstituten sowie Automobilunternehmen vor, die seit 2013 das AWARE-Netzwerk (Applied Network on Automotive Research and Education) bilden. 2020 wurde das Netzwerk erweitert und das AWARE-Zentrum (Zentrum für Forschung und Technologie mit Lateinamerika in Bayern) ins Leben gerufen, das Forschern, Professoren und Studenten eine robuste Infrastruktur bietet und sie mit verschiedenen Industriebranchen verbindet.
Als eines der innovativen Beispiele präsentierte die Kongressteilnehmerin das Spin-Off Mobilis, das aus dem von AWARE in Joinville veranstalteten Elektromobilitätsforum 2013 hervorgegangen war. Das von Deutschen und Brasilianern gegründete Startup im brasilianischen Bundesland Santa Catarina konzentriert sich auf die Kombination von kleinen Elektrofahrzeugen und Carsharing-Diensten und ist laut Kopytynski heute vielleicht eines der innovativsten Unternehmen im Bereich Mobilität in Santa Catarina.
Der Anreiz zur Zusammenarbeit mit brasilianischen Institutionen und Unternehmen wird durch eine alternative Interpretation des Begriffs Vielfalt gerechtfertigt. „Vielfalt und Inklusion bedeuten in unserem Kontext die Vermischung von Disziplinen, Nationalitäten, unterschiedlichen Forschungs- und Studienebenen, Wissenschaft und Industrie”, so die deutsche Akademikerin. Die Kombination von Unterrichtspraktiken und industriellen Methoden bringe eine Reihe von Herausforderungen mit sich, die aber durch die für beide Seiten erzielten Vorteile aufgewogen würden. „Wir haben die Türen geöffnet, um gemischte Teams zusammenzustellen. Wir versuchen, diese Politik zu konsolidieren, denn wenn Sie eine Tür schließen, können Sie brillante Köpfe verlieren”, schloss die Leiterin des AWARE-Zentrums ihren Beitrag ab.
Kopytynski nutzte auch die Teilnahme am Kongress, um den Direktoren der Industriebranche einen Tipp zu geben: „Konzentrieren Sie sich nicht auf schnelle Ergebnisse; Innovation braucht Zeit, aber es lohnt sich, diese Zeit zu investieren, um sie zu realisieren.”
Andere Perspektiven
Neben Kopytynski nahmen auch Denise Hills, Globale Direktorin für Nachhaltigkeit bei Natura, und Adriana Castro, CEO von Ben & Jerry’s, an der Podiumsdiskussion teil. Obwohl sie drei sehr unterschiedliche Bereiche vertreten, zeigten die drei Expertinnen ähnliche Standpunkte hinsichtlich der Untrennbarkeit von Themen wie Einbeziehung und Vielfalt bei der Entwicklung innovativer Ideen. Das Gespräch wurde vom Exekutiv-Präsident und CEO von Grupo Bayer Brasil, Marc Reichardt, moderiert.
Hills präsentierte die Vielfalt als Teil der strategischen Planung von Natura für die nächsten drei Jahrzehnte. Es gebe keine andere Möglichkeit, wenn man die Heterogenität der Zielgruppe des Unternehmens in Betracht ziehe. „Es ist fast unvorstellbar, Produkte und Dienstleistungen für eine so vielschichtige Bevölkerung anzubieten, ohne diese Vielfalt hier im Unternehmen selbst zu repräsentieren”, betonte die Direktorin.
Die Bedeutung, dass sich ein Kunde repräsentiert fühlt, prägt auch die internen Phasen der Kreation, die umso vielfältiger sind, je vielseitiger die Herkunft der Menschen ist, aus denen das Team besteht. Diesen Standpunkt vertritt Adriana Castro, CEO von Ben & Jerry’s, die bei Anwerbungskriterien eine Sichtweise verteidigt, die über die technischen Fähigkeiten hinausgeht. „Die Fähigkeit zur Kreation beruht viel mehr auf dem Lebenslauf, auf den Erfahrungen, die diese Menschen gemacht haben. Neue Sichtweisen bringen neue Perspektiven”, betonte Adriana Castro.
Wir erinnern daran, dass der Kongress von der Deutsch-Brasilianischen Handelskammer São Paulo (AHK São Paulo) in Zusammenarbeit mit DWIH São Paulo organisiert wurde.