Der Kampf gegen den Klimawandel: von den Städten zum Planeten
Die Debatte über den Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Gesellschaft ist für viele Forscher von größter Dringlichkeit, um Möglichkeiten auszuloten, bereits verursachte Schäden abzumildern und die Folgen dieser Veränderungen auf künftige Generationen zu verringern.
Brasilien, reich sowohl an biologischer Vielfalt als auch im Hinblick auf wissenschaftliche Forschung im Umweltbereich, war schon immer ein wichtiger Protagonist in der internationalen Diskussion über den Klimawandel. Und obwohl sich die klimapolitische Performance der brasilianischen Regierung auf internationaler Ebene in den letzten Jahren zurückentwickelt hat, beteiligt sich das Land weiterhin an Studien und am Erfahrungsaustausch zum Ausbau der Umweltpolitik auf Landes- und Kommunalebene.
Die Diskussion darüber, wie sich die verschiedenen an diesem Thema beteiligten Akteure verhalten können, steht im Mittelpunkt des 2. Podiumsgesprächs des 9. Deutsch-Brasilianischen Dialogs über Wissenschaft, Forschung und Innovation zum Thema Climate Urban Governance, Climate Change and Society.
Für Leila da Costa Ferreira, Professorin an der Landesuniversität Campinas (Unicamp) und Mitglied des Veranstaltungskomitees, konzentrieren sich Brasiliens Beiträge zur Diskussion über Umwelt-Governance hauptsächlich auf Kommunen und Bundesstaaten, da diese Regionen direkt von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.
Die Wissenschaftlerin, die sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf das Landesinnere des Bundesstaates São Paulo befasst, erinnert daran, dass sich, obwohl das Pariser Abkommen auf internationaler Ebene abgeschlossen wurde, in Brasilien mehr als 70 Städte verpflichtet haben, die Ziele des Protokolls zu erreichen, insbesondere im Bereich der sauberen Energiegewinnung. So habe beispielsweise São Paulo, die bevölkerungsreichste Stadt Brasiliens, das Abkommen unterzeichnet und sich das Ziel gesetzt, bis 2050 CO2-neutral zu werden.
Deutschland und Brasilien in unterschiedlichen Positionen
Die zur Podiumsdiskussion eingeladene Professorin Anita Engels von der Universität Hamburg zeigt auf, dass Brasilien und Deutschland im Hinblick auf die Klimapolitik unterschiedliche Wege eingeschlagen haben.
„Wir wissen, dass es in vielen Städten beider Länder ein starkes Engagement in dieser Hinsicht gibt. In Brasilien ist es jedoch schwierig zu erkennen, wie diese lokalen Initiativen angesichts der gegenwärtigen nationalen Umweltpolitik erfolgreich sein können”, sagt die Wissenschaftlerin. Wie die Professorin weiter ausführt, habe Brasilien die Sichtweise einer nachhaltigen Entwicklung aufgegeben und sei statt dessen zu einer umweltschädlicheren Position übergewechselt.
Engels untersucht, wie verschiedene Regierungsstrukturen zusammenarbeiten können, um die Folgen des Klimawandels abzumildern. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liege darin, zu untersuchen, wie die verschiedenen Governance-Ebenen miteinander interagieren können, um eine Transformation in Richtung einer kohlenstoffarmen Zukunft zu fördern. „Globale Abkommen werden zwar von souveränen Staaten unterzeichnet, aber trotzdem ist der potenzielle Einfluss der Kommunalverwaltungen nicht zu unterschätzen. Städte können durchaus günstige Bedingungen für Transformationsprozesse schaffen”, bekräftigt die Wissenschaftlerin.
Prof. Patrícia Pinho, Mitglied der Initiative Globale Städte der Universität São Paulo (USP), ist ebenfalls der Ansicht, dass die Beteiligung der Städten an der Entwicklung öffentlicher Umweltpolitik in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen wird. Ihrer Ansicht nach leidet die städtische Umwelt mit am stärksten unter den Auswirkungen des Klimawandels.
Die Diskussionsleiterin Pinho setzt sich im Hinblick auf die Ausarbeitung öffentlicher Klimapolitik in städtischen Zentren für die Einbeziehung der Sichtweise der vom Klimawandel am stärksten Betroffenen ein. Nur so, so die Akademikerin, könne es vorteilhafte Transformationen für alle Schichten der Gesellschaft geben.
Die soziale Eingliederung beim Kampf gegen den Klimawandel wird auch von Professor Roberto Guimarães angesprochen. Guimarães, Spezialist im Hinblick auf die Gestaltung von Sozial- und Umweltpolitik und Leiter des Verwaltungsrates des globalen Aktivisten-Netzwerks Initiative for Equality (IfE), vervollständigt die Diskussionsrunde.
Neben der Identifizierung der wichtigsten globalen Akteure bei der Entwicklung der Umweltpolitik sei es erforderlich, die wahren Herausforderungen im Hinblick auf die Integration der Gesellschaft in diese Diskussion unter Berücksichtigung der geltenden Gesetze zu erkennen. „Die große Herausforderung besteht darin, ein Governance-System zu entwickeln, das Werte und Normen enthält, die kollektive Rechte gegenüber individuellen Rechten privilegieren”, betont der Professor.
Interessieren Sie sich für die Debatte? Melden Sie sich schon jetzt für den 9. Deutsch-Brasilianischen Dialog über Wissenschaft, Forschung und Innovation an, der vom 17. bis 20. Mai veranstaltet wird.