Die Wasserstoffproduktion in großem Umfang ist immer noch eine Herausforderung für die Welt

Wissenschaftler aus Deutschland, Brasilien und den USA diskutierten auf einer Veranstaltung des DWIH São Paulo und des DWIH New York über die Zukunft der erneuerbaren Energiewirtschaft mit grünem Wasserstoff

Grüner Wasserstoff spielt im nachhaltigen und CO2-freien Energiesektor eine immer wichtigere Rolle. Nach Meinung von eingeladenen Wissenschaftlern und Experten, die über das Thema „Die Zukunft ist grüner Wasserstoff: Perspektiven aus Deutschland, Brasilien und den USA“ im Online Talk sprachen, wird die Produktion dieser Technologie im großem Umfang der Schlüssel zur Dekarbonisierung des Planeten sein.

„Es wird geschätzt, dass die derzeitigen Quellen fossiler Brennstoffe in fünfzig Jahren nicht mehr ausreichen werden um unseren Produktionsbedarf zu decken. Darüber hinaus trägt die ungezügelte Verwendung von nicht erneuerbaren Energieträgern zum Klimawandel bei. Vor diesem Hintergrund bleibt uns nichts anderes übrig als bereits heute und in rascher Form damit zu beginnen in saubere Energiequellen zu investieren“, betont Karsten Pinkwart, Mitglied des Nationalen Deutschen Wasserstoffrats und stellvertretender Abteilungsleiter am Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT), während der virtuellen Veranstaltung.

Der von den Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäusern (DWIH) São Paulo und New York organisierte Online Talk brachte am 14. April Wissenschaftler und Experten aus Deutschland, Brasilien und den Vereinigten Staaten zusammen, um die Perspektiven von grünem Wasserstoff als Alternative zu fossilen Brennstoffen zu diskutieren. Moderiert wurde die Debatte von Kristina Kramer, Verantwortliche für die brasilianisch-deutsche Partnerschaft im Energiesektor bei der deutschen Agentur GIZ, und vom Koordinator des DWIH São Paulo, Marcio Weichert.

 

Entwicklung der grünen Wasserstoffindustrie

Laut den Disputanten von „Die Zukunft ist grüner Wasserstoff: Perspektiven aus Deutschland, Brasilien und den USA“ wurden trotz der Aktualität des Themas erst in den letzten Jahren deutliche Fortschritte bei grünem Wasserstoff erzielt. Deutschland hat erst im Jahr 2020 einen nationalen Plan mit konkreten Strategien erstellt um das Wachstum des Marktes für grünen Wasserstoff anzukurbeln und damit die deutsche Wirtschaft zu dekarbonisieren – Brasiliens nationaler Plan für Wasserstoff wurde sogar erst im Mai 2021 vorgelegt. Im Jahr 2021 schickte auch der neu vereidigte Präsident der Vereinigten Staaten, Joe Biden, dem US-Kongress eine Gesetzgebungsagenda um die Nutzung sauberer Energie im Land zu fördern, die 8 Milliarden Dollar zur Schaffung von Studienzentren für grünen Wasserstoff bereitstellt.

„Seit zwanzig Jahren wird der Elektrolyseprozess [der Schritt zur Trennung von Wassermolekülen aus Wasserstoff] untersucht, aber bisher nutzen nur 4 % der sauberen Kraftstoffe diese Technologie“, sagte José Luís Gonçalves de Almeida, Executive Manager des Chemiemarktes von SENAI CIMATEC, einem Zentrum, dass die Anforderungen der Industrialisierung in Bahia bedient. Almeida gibt an, dass Brasilien Vorreiter von vier Dekarbonisierungsprojekten in den Industriesektoren des größten nordöstlichen Staates ist und somit ein Pionier in der Erforschung von Biokraftstoffen. Dabei nennt er Beispiele anhand von Biodiesel und Ethanol.

Die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas hat nach wie vor günstige Bedingungen für die Anziehung von Investitionen im Bereich der erneuerbaren Energien: es gibt in Brasilien viel Sonnenlicht und konstanten Wind sowie kostengünstige erneuerbare Energiequellen ohne Klimaauswirkungen. Nicht umsonst ist das Land ein strategischer Partner Deutschlands für die Produktion von grünem Wasserstoff.

Aber der Markt für grünen Wasserstoff braucht nicht nur gute Wetterbedingungen für bedeutende Fortschritte.  Um die Kosten für die Erzeugung dieser Energieart zu senken ist es laut den Experten der Veranstaltung notwendig in Technologien zu investieren.

„Die auf der Welt eingesetzte Forschung, im insbesonderem den US-Hubs für grünen Wasserstoff, spielt eine Schlüsselrolle zur Senkung der Produktionskosten und zur Staffelung dieser Industrie“, sagte Tanya Peacock, Leitende Direktorin für Regierungsangelegenheiten und Politik bei Bloom Energy, USA.

Nach Meinung des Wissenschaftlers Sebastian Fendt, Leiter des Projekts TUM.Hydrogen und Power-to-X der Technischen Universität München, ist es eine große Herausforderung, aber auch eine große Chance Wasserstoff in Kraftstoff umzuwandeln. Fendt betont, dass für den Erfolg dieses Marktes eine internationale und multidisziplinäre Zusammenarbeit bei Studien zum Thema von zentraler Bedeutung seien.

Die gesamte Veranstaltung kann auf unserem YouTube-Kanal angeschaut werden!