Regulierung, Inklusion und Diversität – Herausforderungen der KI im öffentlichen und privaten Sektor

© DWIH São Paulo

Im Rahmen der Veranstaltung IA 20: Artificial Intelligence in a Global Context, die am 18. und 19. Juli an der Universität Cândido Mendes in Rio de Janeiro stattfand, wurden die Herausforderungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft diskutiert. Das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) São Paulo war Mitveranstalter und stellte die Forschungs- und Fördermöglichkeiten in Deutschland vor.  

Teil der Organisation waren neben dem DWIH São Paulo außerdem das Leibniz-Institut für Medienforschung, auch bekannt als Hans-Bredow-Institut (HBI leibniz-hbi.de) teil des Leibniz Gemeinschafts, das Institut für Technologie und Gesellschaft (Instituto de Tecnologia e Sociedade – ITS Rio) sowie das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG). Am ersten Tag teilten sich Expertinnen und Experten verschiedener Länder, unter anderem auch aus Brasilien und Deutschland, auf folgende vier Panels auf: künstliche Intelligenz und der G20-Gipfel in Rio im November; Perspektiven des privaten Sektors mit Beteiligung der Unternehmen OpenAI (verantwortlich für ChatGPT) und Meta; der Einsatz künstlicher Intelligenz für öffentliche Zwecke und die Anwendung künstlicher Intelligenz in der Forschung und wirtschaftlichen Entwicklung. Der zweite Tag war nicht öffentlichen Debatten zum Thema vorbehalten. 

Die Veranstaltung wurde eröffnet von Celina Bottino, Leiterin des ITS Rio, Marcio Weichert, Leiter der Programmarbeit des DWIH São Paulo, Nina von Sartori, Wissenschaftsreferentin in der Deutschen Botschaft in Brasilien, sowie Wolfgang Schulz, Leiter des HIB und Forschungsleiter am HIIG. Im Anschluss startete das erste Panel zum Thema künstliche Intelligenz und G20-Gipfel und Virgílio Almeida, Professor an der Bundesuniversität Minas Gerais (UFMG), zeigte einen Weg für die Zukunft der KI in Brasilien auf. 

„Da diese Zukunft zum Teil durch KI-Apps gestaltet wird, sollte dabei das Wohlergehen von Mensch und Umwelt im Vordergrund stehen. Die KI in Brasilien sollte vor allem gleiche Chancen für Inklusion ermöglichen. Wir müssen uns immer eingehender mit der großen sozialen Ungleichheit in unserem Land beschäftigen, indem wir Schlüsselbereiche in Wirtschaft, Gesellschaft und Demokratie ermitteln, die von den Fortschritten in der KI profitieren, und in Governance investieren“, bekräftigte er. Neben Almeida diskutierten im ersten Panel Wolfgang Schulz und Professor Ysolde Gendreau von der Universität Montreal.  

Das Programm berücksichtigte auch den privaten Sektor, der repräsentiert wurde durch Nicolas Robinson Andrade vom Unternehmen OpenAI, das ChatGPT erfunden hat, und Laura Galindo von Meta, wozu Facebook, WhatsApp und Instagram gehören. Für Andrade besteht das aktuell größte Problem in der Regulierung. 

 „Jedes Land macht seine Regeln für sich und es gibt nur sehr wenig Kommunikation untereinander. Und das birgt das Risiko, dass wir einen Flickenteppich an unterschiedlichen Regeln haben – und das ist weder gut für private Unternehmen, noch für die Länder und die Sicherheitsbehörden. Ich denke, wir sollten mehr miteinander sprechen und der G20 ist ein Forum, wo das möglich ist“, erklärte er. 

Nutzen für die Öffentlichkeit 

Ein weiteres Diskussionsthema war der Einsatz von künstlicher Intelligenz für öffentliche Zwecke, zu dem sich die Gäste Gabriela Seiler (IA-Projektconsulting), Isabela Frahjof (PUC Rio), Alexandre Evsukoff (Coppe/UFRJ – Senseable Rio Lab) und Gabriela Agustini (Olabi) äußerten. Agustini betonte die Notwendigkeit einer größeren Diversität innerhalb der Gruppe von Tech-Entwicklern, damit KI einen wirklichen Nutzen für die Öffentlichkeit habe. Derzeit sei das weder in Brasilien noch im Rest der Welt der Fall. 

 „Die technische Entwicklung wird größtenteils von weißen Cis-Männern der Mittel- und Oberschicht bestimmt, die ihre Tendenzen und Weltsichten mitbringen, die wiederum sehr spezifisch und homogen sind. Daher ist es so wichtig, dass auch Frauen, die schwarze Bevölkerung, Jugendliche in den Randgebieten, Menschen mit Behinderung und alle anderen Gruppen, die im Technologiebereich und in den Entscheidungsebenen unterrepräsentiert sind, in diese Entwicklung miteinbezogen werden“, erläuterte sie. 

Neben dem öffentlichen Interesse sollte aber auch der Nutzen der künstlichen Intelligenz für die Entwicklung von Wirtschaft und Forschung herausgestellt werden, damit diese in vollem Umfang genutzt werden kann. Laut Nina von Sartori hat Deutschland bereits Schritte in diese Richtung unternommen und das Thema in das Strategieportfolio des Landes aufgenommen.  

„Es wird nicht jeden Tag darüber berichtet, aber es handelt sich um eine der wichtigsten Technologien, die in Deutschland gerade Anwendung finden. Es wurde dort bereits 2018 eine Strategie für künstliche Intelligenz erarbeitet – als eines der ersten Länder und vergleichsweise früh. Deutschland ist sehr abhängig von der Zusammenarbeit auf europäischer Ebene. Das Ziel dabei ist es, auch im Rahmen des EU Artificial Intelligence Act, der kürzlich von der Europäischen Kommission beschlossen wurde, im Sinne der Zuverlässigkeit und des öffentlichen Interesses in Bezug auf KI zu arbeiten“, führte sie aus. 

Der erste Tag schloss mit einem Vortrag von Marcio Weichert zu den Forschungs- und Fördermöglichkeiten in Deutschland, wobei er insbesondere auf den Bereich KI einging. Der Leiter der Programmarbeit des DWIH São Paulo hob die Initiative „Konrad Zuse Schools of Excellence in Artificial Intelligence“ hervor, die 2021 ins Leben gerufen wurde und die Ausbildung deutscher und ausländischer Forschender auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz fördern soll.