Veranstaltung zu SDG und Wissenschaft betont Relevanz der Wissenschaftskommunikation

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Die Wissenschaft muss sich der Gesellschaft annähern, neue Wege zur Kommunikation wissenschaftlicher Erkenntnisse finden und bereit sein, Barrieren zu überwinden.

Dies ergaben unter anderem die Diskussionen zwischen deutschen und brasilianischen Expertinnen und Experten im Rahmen der Veranstaltung „Die Rolle der Grundlagenforschung und angewandten Wissenschaften für das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele“, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Brasilianischen Akademie der Wissenschaften (Academia Brasileira de Ciências – ABC) Ende November an der Bundesuniversität Rio de Janeiro (UFRJ) durchgeführt wurde. Die Nachhaltigkeitsziele müssen mit der Wissenschaft einhergehen, lautete die Einschätzung der Teilnehmenden.

Es diskutierten Stefanie Dehnen, Professorin für Chemie am KIT und Leibniz-Preisträgerin 2022, Edson Watanabe, Forscher am an der UFRJ angesiedelten Alberto-Luiz-Coimbra-Institut für Postgraduierung und Forschung im Bereich Ingenieurwesen (Coppe) sowie Marcelo Maciel Pereira, Dozent am Institut für Chemie an der UFRJ. Die Moderation übernahm Professor Pierre Mothé, ebenfalls vom Institut für Chemie der UFRJ. Die Veranstaltung fand ebenfalls an der Universität São Paulo (USP) statt.

Dehnen betonte, dass neue Ansätze in der Wissenschaftskommunikation eine Möglichkeit sind, der Öffentlichkeit die Konzepte der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDG) näherzubringen. „Es ist wichtig, unser Wissen und erforderliche Maßnahmen der Öffentlichkeit zu vermitteln. Es ist großartig, wenn es gelingt, die Dinge zu verdeutlichen und sie so zu übertragen, dass die Menschen es fühlen oder sich vorstellen können. In meinem Bereich sage ich immer, dass die Chemie keine Probleme schafft, sondern sie löst. In diesem Sinne können wir die Idee der SDG und wissenschaftliche Fragestellungen und Lösungen einem breiten Publikum auf positive und umfassende Weise zugänglich machen“, bekräftigte sie.

Abstrakte Probleme

„Während der COVID-19-Pandemie wollten alle hören, was die Wissenschaftler zu sagen hatten, weil es ihr eigenes Leben betraf. Wäre das auch so bei anderen alltäglichen Problemen, die derzeit diskutiert werden, stünden wir besser da als es gegenwärtig der Fall ist. Aktuell geht es um abstraktere Probleme – während der Pandemie hat man seinen kranken Nachbarn gesehen und wenn man nicht aufpasste, ging es einem am nächsten Tag genauso. Derzeit haben wir 0,03 % CO₂ in der Luft. Ist das wirklich bedrohlich? Ich denke, die Leute spüren das Problem momentan nicht und haben deshalb kein Interesse an wissenschaftlichen Erkenntnissen“, ergänzte Dehnen.

Watanabe ist der Ansicht, dass es zur Rolle der Wissenschaft gehört, mit dem Wissen – und auch dem, was man noch nicht weiß – ein öffentliches Bewusstsein dafür zu schaffen, wofür die Wissenschaftler ihre Arbeitsleistung investieren sollen. Ihm zufolge sollte die Verbreitung der SDG innerhalb der Wissenschaft selbst beginnen. „Mein Vorschlag ist, dass die wissenschaftlichen Zeitschriften bei der Publikation von Artikeln fragen: Zu welchem SDG kann diese Forschungsarbeit beitragen? Dadurch würden die Wissenschaftler zur Reflexion über diese Ziele angeregt. Vor zwei Monaten startete ein Kurs von mir und ich hatte mir vorgenommen, über dieses Thema zu sprechen. Ich fragte die Studierenden, ob sie wüssten, was damit gemeint ist und einer dachte, es wäre ein Spiel. Es muss mehr darüber gesprochen werden, sowohl in der Schule als auch in sämtlichen anderen Bereichen“.

Maciel Pereira wies außerdem darauf hin, dass eine gewisse Redundanz in der Bezeichnung der Ziele besteht, da es für ihn keine gesellschaftliche Entwicklung gibt, die „nicht nachhaltig“ ist. Darüber hinaus plädiert er für eine vereinfachte Kommunikation: „Die Lebenserwartung hat sich im letzten Jahrhundert dank der Wissenschaft um 35 Jahre erhöht. Das kann man so simpel sagen und es ist nicht immer notwendig, alles im Detail zu wissen und zu verstehen“, schloss er.

Text: Rafael Targino