Universitäten
An den Universitäten, insbesondere an den staatlichen, gibt es reguläre Forschungsgruppen und -linien, an denen unter der Leitung von Professorinnen und Professoren Doktoranden sowie Master- und Bachelorstudierende im Rahmen von Programmen zur Einführung in die wissenschaftliche Forschung beteiligt sind. Hier stellen wir die brasilianische Hochschullandschaft und die damit verbundenen Forschungs- und Innovationsaktivitäten vor.
Brasilien verfügt aktuell über ein umfassendes und dezentralisiertes Hochschulsystem. Insgesamt existieren rund 2.580 Hochschuleinrichtungen, die 45.959 Studiengänge in allen Landesregionen anbieten. Die Daten stammen aus der Datenerhebung zum Hochschulsystem 2023, die vom Bildungsministerium (MEC) und dem Nationalen Institut für Studien und Forschung im Bildungsbereich (INEP) im Oktober 2024 veröffentlicht wurde. Der Erhebung zufolge gibt es in Brasilien 316 öffentliche und 2.264 private Hochschuleinrichtungen.
Entsprechend ihrer akademischen Struktur unterteilen sich diese Einrichtungen in öffentliche oder private Universitäten, Universitätszentren, Fakultäten und staatliche Institute auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene.
Charakteristisch für die Universitäten ist die Verzahnung von Forschung, Lehre und Weiterbildung. Es handelt sich hierbei um multidisziplinäre akademische Einrichtungen, in denen institutionelles intellektuelles Wissen produziert wird. Dafür müssen einige Vorgaben des MEC erfüllt werden – mindestens ein Drittel des Lehrkörpers muss beispielsweise einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen und ein Drittel muss über einen Masterabschluss und einen Doktortitel verfügen.
Die Universitätszentren können einen oder mehrere Wissensbereiche umfassen, wobei die Durchführung institutioneller Forschung dort nicht verpflichtend ist. In den Fakultäten beschränken sich die angebotenen Studiengänge auf nur ein Wissensgebiet und sie sind in der Regel Universitäten und Universitätszentren angegliedert, können aber auch unabhängig sein.
Die staatlichen Institute widmen sich der technischen und berufsorientierten Ausbildung in verschiedenen Fachbereichen. Sie bieten eine integrierte fachliche und technische Bildung in der Sekundarstufe II, technische Kurse, Technologiestudiengänge sowie Bachelor- und Masterabschlüsse an.
Private Institutionen können gewinnorientiert arbeiten, aber auch gemeinnützige und wohltätige Ziele verfolgen oder einen konfessionellen Hintergrund besitzen.
In allen 27 brasilianischen Bundesstaaten sind Universitäten auf Bundes- oder Bundesstaatenebene vertreten. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass Brasilien bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts über keine einzige Hochschuleinrichtung verfügte. Nach der Unabhängigkeit entstanden vereinzelt Hochschulen ohne Universitätsstatus mit einer berufsorientierten Ausrichtung in den Fachgebieten Jura, Medizin und Ingenieurwesen. Die Universität São Paulo, heute eine der wichtigsten des Landes, wurde beispielsweise erst 1934 gegründet.
Seit der Einführung des ProUni-Programms des Bildungsministeriums, das Hochschulstipendien an Brasilianerinnen und Brasilianer vergibt, sind die Studierendenzahlen in Brasilien deutlich gestiegen. Dabei handelt es sich um Voll- oder Teilstipendien für grundständige und weiterbildende Studiengänge an privaten Hochschulen.
Rankings
Brasilien ist laut dem QS World University Ranking 2024 das lateinamerikanische Land mit der größten Anzahl weltweit anerkannter Universitäten. Unter den besten Hochschulen Lateinamerikas ist Brasilien mit drei Einrichtungen in den Top 10 vertreten: der Universität São Paulo (USP), der bundestaatlichen Universität Campinas (Unicamp) und der Bundesuniversität Rio de Janeiro (UFRJ).
Insgesamt wurden 35 brasilianische Bildungseinrichtungen in das Ranking aufgenommen. Obwohl Brasilien über die größte Anzahl renommierter Universitäten in Lateinamerika verfügt, befindet sich nur die USP auf Platz 92 der 100 besten Universitäten der Welt.
Die zweitbestplatzierte brasilianische Hochschule ist die Unicamp (Platz 232), gefolgt von der Bundesuniversität Rio de Janeiro (UFRJ, Platz 304) und der bundesstaatlichen Universität São Paulo (Unesp, Platz 489). Die USP gehört seit Jahren zu den Spitzenuniversitäten des Landes und konnte ihre Position im Vergleich zum Vorjahr halten.
Die Hochschulen werden anhand von neun Indikatoren bewertet: Nachhaltigkeit, internationales Forschungsnetzwerk, Beschäftigungsfähigkeit, Prestige bei Arbeitgebern, akademisches Renommee, Zitationen pro Universität, Betreuungsverhältnis zwischen Lehrkräften und Studierenden sowie die Anzahl internationaler Lehrender und Studierender.
Im Times Higher Education (THE)-Ranking 2024 erscheint die USP erneut in der Gruppe 201-250 als beste lateinamerikanische Universität. Die zweitbeste brasilianische Hochschule in diesem Ranking ist die Unicamp, die im Bereich der Plätze 351-400 zu finden ist. Insgesamt sind 67 brasilianische Universitäten in der Rangliste vertreten, die 2.671 Hochschuleinrichtungen aus der ganzen Welt umfasst.
Dem Shanghai-Ranking 2024 (Academic Ranking of World Universities – ARWU) zufolge ist die USP weiterhin die beste Universität Brasiliens und liegt auf einem Platz im Bereich 101-150. Als nächste wurden die Unesp, die Bundesuniversität Rio Grande do Sul (UFRGS) und die Unicamp auf Rängen zwischen 301-400 gelistet. Darauf folgen die UFRJ und die Bundesuniversität Minas Gerais (UFMG), die sich auf den Plätzen von 501 bis 600 positionierten.
Diese Rangliste basiert auf sechs Parametern, zu denen unter anderem die Anzahl der Nobelpreise und Fields-Medaillen, der Forschungsarbeiten in hochrangigen Publikationen sowie der zitierten wissenschaftlichen Arbeiten von Forschenden der Universitäten in den jeweiligen Fachbereichen gehören.
Das nationale Universitätsranking der Tageszeitung Folha de São Paulo 2023 (Ranking Universitário Folha – RUF) listet die USP mit 98,85 Punkten an der Spitze der brasilianischen Hochschulen, gefolgt von der Unicamp auf Platz zwei mit 98,20 Punkten. Zu den besten zehn des Landes gehören weiterhin die UFRGS (96,29), die UFRJ (96,10), die UFMG (95,57), die Unesp (95,38), die Bundesuniversität Santa Catarina (UFSC, 93,85), die Bundesuniversität Paraná (UFPR, 92,32) sowie die Universität Brasília (UnB, 92,22) und die Bundesuniversität Pernambuco (UFPE, 90,12). Im Rahmen des Rankings wurden insgesamt 203 brasilianische Universitäten anhand von Indikatoren wie Lehre, Markt, Forschung, Internationalisierung und Innovation analysiert.