Brasilien und Deutschland: Erfolgsbeispiele in der Bioökonomie
Ziel des 2013 gegründeten Fraunhofer Projektzentrums für Innovation in der Lebensmitteltechnologie und in Erneuerbaren Ressourcen ist die Suche nach gemeinsamen Lösungen im Bereich der Bioökonomie.
Brasilien ist ein landwirtschaftliches und industrielles Schlüsselland und gleichzeitig die stärkste Wirtschaftsmacht Lateinamerikas. Das Land verfügt über verschiedene Klimazonen, große landwirtschaftlich nutzbare Flächen sowie ausreichende Wasserressourcen, die ein extrem hohes Produktivitätspotenzial für Ackerbau und Viehzucht bieten.
Mit dem Ziel, angewandte Forschung im Bereich der Bioökonomie durchzuführen und neue innovationsgestützte Geschäftsgelegenheiten für den Privatsektor in Deutschland und Brasilien zu schaffen, gründeten das Fraunhofer IVV in Freising und das Institut für Lebensmitteltechnologie (ITAL) in Campinas (Brasilien) 2013 das Fraunhofer Projektzentrum für Innovation in der Lebensmitteltechnologie und in Erneuerbaren Ressourcen.
„Ziel dieses Zentrums ist, kollektive Forschungsaktivitäten durchzuführen und die Forscher dazu anzuregen, gemeinsam Lösungen auf dem Gebiet der Bioökonomie zu suchen. Außerdem will das Zentrum eine strategische regionale Forschungsplattform schaffen, die verschiedene spezielle Zusatzkompetenzen sammelt, um multidisziplinäre Projekte aufzubauen und den Zugang zu einer großen Bandbreite brasilianischer Grundstoffe und zu nationalen industriellen Produktions- und Verfahrensketten zu ermöglichen.”Peter Eisner, stellvertretender Direktor des Fraunhofer IVV
Angesichts dieses positiven Umfelds für neue Gelegenheiten und mit dem Ziel, die bereits bestehende Kooperation zu stärken und zu vertiefen sowie neue Partnerschaften zu fördern, finanziert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 2013 im Rahmen des Programms „Internationale Bioökonomie” vier strategische Projekte in Brasilien.
Sonnenblumensamen
Eines der in Campinas realisierten Projekte befasst sich mit dem nachhaltigen Anbau und einer innovativen Verarbeitung von Sonnenblumensamen, um gleichzeitig Sonnenblumenöl, Festbrennstoff und proteinreiche Lebensmittelzusätze zu produzieren. Das Projekt wird gemeinsam von Forschern der Institutionen Fraunhofer, ITAL, IFMT, UFMT, Embrapa, Fachhochschule Südwestfalen und weiteren zehn brasilianischen und deutschen Partnern aus dem Industriebereich durchgeführt und vom BMBF sowie vom MCTIC finanziert. Die Industrie ist für die Nutzung der Produkte und für das Aufzeigen ihres kommerziellen Wertes zuständig. Aufbauend auf den Ergebnissen des Projekts wurde ein Spin-off geschaffen, um neue Lebensmittelzusätze in Südamerika und Europa einzuführen.
ByProFood
ByProFood, ein anderes Gemeinschaftsprojekt des in Campinas ansässigen Zentrums, befasst sich mit der Entwicklung neuer Lebensmittel und Lebensmittelzusätze, die aus Nebenprodukten des Anbaus von Kaffee- und Früchten gewonnen werden. In einer Partnerschaft zwischen Fraunhofer, ITAL und verschiedenen Partnern aus der Industrie konzentriert sich ByProFood auf die Verwendung von Sekundärprodukten, die bei den Verarbeitungsketten der Kaffee-, Mango- und Bananenproduktion anfallen, um aus ihnen wertvolle Zusatzstoffe für die Lebensmittelindustrie zu gewinnen. Ziel ist, eine größtmögliche Wertschöpfung für die Landwirte zu ermöglichen und neue Geschäftsmöglichkeiten für den Privatsektor beider Länder zu schaffen.
Acroawards
Das Projekt Acroawards konzentriert sich auf die Schaffung nachhaltiger Anbausysteme für die Macaubapalme und die Identifizierung der am besten geeigneten Prozesse zur Verarbeitung ihrer Früchte im Lebensmittelbereich und ihrer Verwendung in anderen Bereichen, um somit den wirtschaftlichen Wert dieser Palme zu erhöhen.
SeaFee
Neben der Erzeugung neuer landwirtschaftlicher Produkte richten sich die Aktivitäten des Projektzentrums in Campinas auch auf die Schaffung neuer Nahrungs- und Futterzusätze, die aus dem Meer gewonnen werden. Das Projekt SeaFood befasst sich dabei speziell auf die Verwendung von Meeresalgen. Neben verschiedenen Partnern aus der Industrie in beiden Ländern sind Forscher aus der Universität São Paulo (USP), das Botanische Institut São Paulo, das Fischereiinstitut sowie Landesuniversität São Paulo (Unesp) an diesem Projekt beteiligt.